Bereits einen Tag nach der diesjährigen
Kommunalwahl hat Herr Gund seinen Austritt aus der
Gemeinderatsfraktion der CDU und auch aus der Partei
erklärt. In der letzten Woche folgte auch Stadtrat Michael
Becker.
Beide Stadträte behalten ihr Mandat als "freie" Gemeinderäte
und schließen sich der Fraktionsgemeinschaft aus EBV und FDP
an. Gerade diese müssen sich in diesem Zusammenhang fragen
lassen, ob der eigene politische Vorteil wichtiger ist, als
ein menschlich korrektes Verhalten. Über Jahre hinweg hat
die CDU-Fraktion die Fraktion EBV/FDP unterstützt, u.a.
durch die freiwillige Überlassung von Ausschusssitzen.
Hierdurch sollte eine harmonische Zusammenarbeit gefördert
werden. Jetzt wird diese Großzügigkeit der Vergangenheit
vergessen. Im Gegenteil, man fühlt sich gestärkt und
beansprucht Übergebühr Ausschusssitze. Eine vertrauensvolle
Zusammenarbeit erscheint der CDU nach einer derartigen
menschlichen Enttäuschung derzeit schwer vorstellbar.
Die Gründe für die Austritte sind sehr unterschiedlicher
Natur:
Herr Gund hat Partei und Fraktion einzig und allein wegen
der vom ehemaligen Vorsitzenden der CDU Eppelheim geübten
Kritik an seiner Person bzw. seinem fehlenden Engagement im
Wahlkampf verlassen. Offensichtlich konnte er diese nicht
aushalten und sah den Austritt als einzig für ihn gangbaren
Weg.
Herr Becker fühlte sich an den Rand der Fraktion gedrängt,
weil diese ihn angeblich nicht in gewünschtem Maße bei der
Besetzung der Ausschüsse berücksichtigte. Die Fraktion
sprach sich eindeutig für eine andere Besetzung aus. Bisher
hat Herr Becker weder im Wahlkampf, noch sonst für die
Fraktion bzw. Partei weitere Aufgaben übernommen oder sich
persönlich eingebracht, diese hat er anderen Fraktions- und
Parteimitgliedern überlassen. Ohne nachvollziehbare Gründe
beanspruchte Herr Becker einen wichtigen Ausschussitz und
gleichzeitig noch das Amt des 1. stellvertretenden
Bürgermeisters. Sein plötzliches Interesse an mehr
Verantwortung und prestigeträchtigen Aufgaben lässt sich
wohl damit erklären, dass Herr Becker im Januar 2010 ein
„höheres Amt“ in der Gemeinde anstrebt.
Wir möchten uns für dieses untragbare Verhalten in aller
Förmlichkeit bei den Bürgerinnen und Bürger der Stadt
Eppelheim entschuldigen. Diese äußerst unangebrachten
Schritte waren im Vorfeld leider nicht zu erkennen.
Das Ergebnis der Kommunalwahl vom 7. Juni spiegelt den
politischen Willen der Bürgerinnen und Bürger in Eppelheim
wieder. Danach wurden acht Kandidatinnen und Kandidaten der
CDU-Liste in den Gemeinderat gewählt. Auch wenn das
Kommunalwahlrecht Züge einer Persönlichkeitswahl aufweist,
so kandidieren die Personen doch auf Parteilisten. Die
Wählerinnen und Wähler geben ihre Stimme eben auch abhängig
von der Liste, auf der sich eine Person zur Wahl stellt ab.
Die Wählerinnen und Wähler erwarten daher auch, dass die von
ihnen gewählten Personen zu der entsprechenden Partei bzw.
Gemeinderatsfraktion stehen.
Herr Gund und Herr Becker haben sich im Februar diesen
Jahres für die CDU auf deren Gemeinderatsliste zur Wahl
gestellt. Sie haben die Strukturen, die Organisation der
Partei im Wahlkampf und auch den Zuspruch der CDU in der
Eppelheimer Bevölkerung ausgenutzt und missbraucht.
Nunmehr aus diesseits nicht nachvollziehbaren Gründen dieser
Partei und auch der Fraktion den Rücken zu kehren,
enttäuscht die gewählten Gemeinderäte, die sich nun in einer
Mannschaft aus sechs Mitgliedern anstatt der eigentlich auf
der CDU-Liste gewählten acht Personen wieder finden. Nicht
zuletzt fühlen sich auch die Wähler, die Herrn Gund und
Herrn Becker gerade auf der CDU-Liste gewählt haben,
getäuscht. Wir betonen ausdrücklich, dass den Austritten
keinerlei inhaltliche Auseinandersetzung zugrunde liegt,
sondern einzig und allein Einzelinteressen der betroffenen
Personen.
Unsere kommunalen Aufgaben erfordern Lösungen, bei denen
Standfestigkeit, Diskussionsfähigkeit, Ehrlichkeit und
Kompromissbereitschaft gefragt sind. Die Stadträte der
demokratischen Parteien bringen sich hierbei mit großem
Einsatz zum Wohle unserer Stadt ein. Auch die sechs
ehrlichen und gewissenhaften CDU-Stadträtinnen und Stadträte
werden hierzu ihr möglichstes beitragen.
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