Auf der jüngsten Vorstandssitzung der CDU Eppelheim hat
unser Kreisrat Trudbert Orth aus dem Kreistag berichtet:
Wie den CDU-Kreisrätinnen und –Kreisräten durch eine Anfrage
des Abgeordneten Georg Wacker bekannt wurde, hat eine
Arbeitsgruppe „Gymnasium 2020“ bereits vor geraumer Zeit dem
Kultusminister ein Bündel von Maßnahmen zur
Weiterentwicklung des Gymnasiums vorgelegt. Die vielfältigen
Vorschläge sollen sich insbesondere auf die Sicherung der
hohen Qualität des baden-württembergischen Gymnasiums
beziehen. „Dabei wächst die Sorge an den beruflichen
Gymnasien, dass durch die Veränderung ihre Existenz
beeinträchtigt wird“ so Bruno Sauerzapf, der Vorsitzende der
CDU–Kreistagsfraktion.
Die beruflichen Gymnasien leisten einen wichtigen Beitrag
für den im baden-württembergischen Schulsystem geltenden
Grundsatz „Kein Abschluss ohne Anschluss“. Sie bieten den
passgenauen Anschluss an die erfolgreiche und bewährte
praxisorientiere Arbeit der Werkrealschulen und Realschulen.
Im Bildungsmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft
erhalten die beruflichen Gymnasien regelmäßig
Spitzenbewertungen. Daher wundern die Pläne des
Kultusministeriums, die allgemeinbildenden Gymnasien im Land
künftig weiter für Absolventen der Realschule,
Werkrealschule bzw. Gemeinschaftsschule, unabhängig von
einer bereits erlernten zweiten Fremdsprache, zu öffnen.
Dies droht die Arbeit der erfolgreichen und hervorragend
arbeitenden beruflichen Gymnasien nachhaltig zu gefährden.
Gerade kleinere berufliche Schulstandorte stünden vor einer
ungewissen Zukunft.
Denn um an einem allgemeinbildenden baden-württembergischen
Gymnasium die allgemeine Hochschulreife zu erlangen, ist
eine zweite Fremdsprache Pflicht. Die beruflichen Gymnasien
bieten für Absolventen der Realschule, Werkrealschule und
Gemeinschaftsschule, die bislang keine zweite Fremdsprache
erlernt hatten, in der Oberstufe spezielle Kompaktkurse zum
Erlernen der zweiten Fremdsprache. Für diese Schülerinnen
und Schüler bietet sich so eine passgenaue
Anschlussmöglichkeit hin zum Abitur. Es ist daher wenig
zielführend, den Absolventen der Realschule, der
Werkrealschule und der Gemeinschaftsschule den Zugang auf
ein allgemeinbildendes Gymnasium zu erweitern. In der
Aufnahme zusätzlicher Schülerinnen und Schüler mit
unterschiedlichen Leistungsvoraussetzungen ist eine
grundsätzliche Gefahr für die Qualität der
allgemeinbildenden Gymnasien verbunden, da ab Klasse 10 eine
deutlich heterogenere Schülerschaft bestehen könnte.
Doppelstrukturen kosten viel Geld und belasten den
Steuerzahler.
Daneben besteht Gefahr des massiven Verlusts an Schülerinnen
und Schüler für die beruflichen Gymnasien, was gerade für
kleinere Standorte existenzbedrohend sein kann. Für den
Rhein-Neckar-Kreis als Schulträger der beruflichen Gymnasien
drohen Investitionsruinen; für die Wirtschaft der Verlust
von berufsnah qualifizierten Abiturienten.
Bisher bieten die beruflichen Gymnasien genau diesen Weg des
Einstiegs in die Oberstufe ohne zweite Fremdsprache und
erfüllen damit ein zentrales bildungspolitisches Merkmal des
Bildungssystems unseres Bundeslandes. Durch die angedachten
gravierenden strukturellen Änderungen in den allgemein
bildenden Gymnasien und die geplante Oberstufe an den
Gemeinschaftsschulen werden die Beruflichen Gymnasien mit
ihrem derzeit flächendeckend hervorragenden Angebot
zunehmend an Bedeutung verlieren und ins Abseits geraten.
Dieser Entwicklung muss konstruktiv entgegengesteuert
werden.
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